Wikingerkirche erhält „magische“ Glasfenster

August 2025

Das nächste Vermittlungsprojekt des Ribe WikingerCenters lässt bemerkenswerte Forschung und vergessene Handwerke lebendig werden. Auf der Grundlage neuer archäologischer Forschung sollen sechs historisch fundierte Glasmosaikfenster für die rekonstruierte Ansgar Kirche Anno 860 hergestellt werden.

Glasfenster in der Ansgar Kirche

Das Projekt „Glasfenster in der Ansgar Kirche“ wird von der Villum Stiftung mit 200.000 DKK sowie von der Norlys-Wachstumsstiftung mit 100.000 DKK unterstützt. Der Projektbeginn ist für Mitte August 2025 vorgesehen.

Bis vor Kurzem nahm man an, dass Glasfenster in Dänemark erst mit dem Bau der Kirchen und Burgen des Mittelalters gebräuchlich wurden. Im Jahr 2023 veröffentlichte jedoch das Nationalmuseum Forschungsergebnisse, die die Verwendung von Glasscheiben in der Wikingerzeit in Dänemark belegen - damals vorbehalten der Elite und religiösen Zwecken. Unter anderem wurden Fragmente von Glasfenstern in Ribe und Haithabu gefunden. Isotopenanalysen haben ergeben, dass dieses Glas zwischen 800 und 1100 n. Chr. in verschiedenen Regionen Europas und des Nahen Ostens hergestellt wurde.

Diese Erkenntnisse haben im Ribe WikingerCenter neue Ideen angeregt. Nun sollen die provisorischen Pergamentabdeckungen in der Ansgar Kirche durch Glasmosaikfenster ersetzt werden. Dabei geht es nicht nur um eine ästhetische Aufwertung, sondern auch um die Vermittlung von Forschung, Handwerk und dem religiösen Weltverständnis der Wikingerzeit.

Historisches Handwerk

Das Projekt ermöglicht die Anstellung eines spezialisierten Handwerkers, der während der Öffnungszeiten des Zentrums an Bleiverglasungen arbeiten wird – sichtbar für die Besucher. Diese erhalten somit eine seltene Gelegenheit, den gesamten Entstehungsprozess aus nächster Nähe zu verfolgen. Die Inspiration für Farben, Muster und Glasarten stammt aus Originalfunden sowie von der Klosterkirche St. Johann in Müstair (Schweiz). Zudem wird der Herstellungsprozess in einem Kurzfilm dokumentiert, der sowohl der Vermittlung als auch der fachlichen Dokumentation eines alten historischen Handwerks dient.

Glas mit Magie und Status

Glasfenster in den Kirchen der Wikingerzeit sollten nicht – wie bei späteren gotischen Kirchen – mehr Licht hereinlassen. Damals verband man Glas mit Mystik, magischen Eigenschaften und nicht zuletzt mit hohem Ansehen. Ein Fenster aus Glas signalisierte Reichtum und Heiligkeit.

Wenn die neuen Fenster in der Ansgar Kirche des Ribe WikingerCenters erstrahlen, wird dies daher sowohl eine visuelle als auch eine symbolische Wiederbelebung eines übersehenen Details im christlichen und handwerklichen Kulturerbe Dänemarks sein.

/Ribe VikingeCenter, August 2025


Fakten über das Ribe VikingeCenter

Seit 1992 rekonstruiert und belebt das Ribe VikingeCenter das Ribe (Ripa) der Wikingerzeit – die älteste Stadt Dänemarks und des Nordens. Die Vermittlungsumgebungen basieren auf archäologischen Funden und präsentieren 300 Jahre Geschichte von 700 bis 1000 n. Chr. Durch Szenen, Veranstaltungen, Handwerk, Mitmachaktivitäten und Unterrichtsangebote wird die Wikingerzeit greifbar gemacht. Die Rekonstruktion der Ansgar Kirche Anno 860 ist ein fundierter Vorschlag, wie die erste Kirche in Ribe ausgesehen haben könnte. Die Ansgar Kirche wurde 2018 eingeweiht und ist reich mit Holzschnitzereien sowie – im Inneren – mit karolingischen Wandmalereien geschmückt. Während der Öffnungssaison von Ende April bis Mitte Oktober werden im Ribe WikingerCenter gut 70.000 Gäste willkommen geheißen.

Yderligere oplysninger

Die Ansgar Kirche Anno 860 ist der Ausgangspunkt für die Vermittlung von Glaube, Malerei und Stilrichtungen im Ribe WikingerCenter – und bald auch der Verwendung von Glasscheiben in der Wikingerzeit.
Glasfenster in den Kirchen der Wikingerzeit waren keine eigentliche Lichtquelle, sondern ein Statussymbol.