Ripa Markt, Anno 710

Der Anfang einer Stadt

Ein geschäftiger Marktplatz

Der Marktplatz in Ripa sprüht vor Leben. Handwerker und Kaufleute kommen aus dem gesamten Skandinavien und aus fernen Ländern wie Gotland und England, dem Frankenreich, Spanien und Byzanz angereist. Die Händler mieten von einem Beamten des Königs eine kleine Parzelle, wo sie ihre Produkte verkaufen und eventuell auch herstellen können. Dafür ist ihnen der Schutz des Königs sicher, da niemand in dem Gebiet stehlen, rauben oder Gewalt ausüben darf.

Über dem ganzen Platz liegt eine verdichtete Atmosphäre von Leben. Der Klang schwerer Hammerschläge vermischt sich mit Rufen von Fischfrauen, Brotverkäufern und Gauklern. Hier riecht es nach Bratfett, Honig, exotischen Gewürzen - und nach Kuhmist, Urin und Schlachtabfällen. Ein Junge greift fester um seinen Lederbeutel mit den Bernsteinstücken, die er im letzten Winter gesammelt hat - dann taucht er ein in die bunte Menge aus Marktbesuchern, Handwerkern und Kaufleuten.

Rekonstruktion im Ribe VikingeCenter

Die Straße entlang des Flusses Ribe Å, die heute Skt. Nicolajgade heißt, war von etwa 705 bis 850 n. Chr. die Hauptstraße eines 65 m breiten und über 200 m langen Handelsplatzes. Die teilweise mit Bohlen belegte Straße war auf beiden Seiten umsäumt von 70-80 eingezäunten Parzellen, auf denen Handwerker und Händler ihre Buden aufgebaut hatten, vermutlich gegen Bezahlung einer Abgabe in irgendeiner Form.

Die Rekonstruktion im Ribe VikingeCenter umfasst also etwa ein Fünftel des ursprünglichen Marktplatzes. Aus der frühen Zeit des Marktplatzes sind keine Spuren dauerhafter Bauten erhalten, und wir müssen uns also vorstellen, dass er nur einen Teil des Jahres genutzt wurde. Die Händler übernachteten vermutlich auf ihren Schiffen, in kleinen provisorischen Hütten oder in Zelten.

Handwerk, Handel und Silbermünzen

Archäologen haben Werkstattabfälle von Arbeiten mit Textilien und Leder, Horn, Bein, Glas, Bernstein, Bronzeguss u. a. m. gefunden. Auch wurden viele importierte Waren auf dem Marktplatz gefunden: Scherben von Trinkgläsern, Wetzsteine, Mahlsteine, Walknochen, Bergkristall, Schmuck und Keramik. Überreste von Dung zeigen, dass mit Vieh gehandelt wurde, und wir müssen uns einen lebhaften Umsatz leicht vergänglicher Produkte wie Gegenstände aus Holz und Rinde, Pelzwaren, Brot, Mehl, Fisch, Salz u.a.m. vorstellen.

Vermutlich hat man Waren und Dienstleistungen in großem Maßstab getauscht. Als Zahlungsmittel dienten aber auch Sceattas, kleine Silbermünzen. Aus dem Zeitraum von ihrem Auftauchen um 720 bis zum Ende ihrer Verwendung um 800 sind ca. 150 dieser Münzen über den Marktplatz verstreut gefunden worden. In den umliegenden Dörfern wurden Münzen dieses Typs nur an einer einzigen Stelle gefunden, was darauf hindeutet, dass sie eng mit dem Handel auf dem Marktplatz in Ribe verbunden waren.