Die Feldfrüchte des Hofes

Felder, Kohlgarten und Kräutergarten

Gerste (Hordeum vulgare)

Gerste bedeutet ursprünglich "das angebaute Getreide". Sechszeilige Nacktgerste und Spelzgerste sind in Dänemark sogar bis in die Steinzeit zurück nachgewiesen. In der Wikingerzeit wurde Sechszeilige Nacktgerste zur wichtigsten Gerstensorte. Gerste lieferte Mehl fürs Brot, Grütze und Graupen für Breie sowie Malz (gekeimte Gerste) zum Bierbrauen.

Roggen (Secale cereale)

Roggen findet man in Dänemark seit der Jüngeren Bronzezeit. Diese Getreideart ist wahrscheinlich mit Saatgut aus dem Süden gekommen, hat sich wie Unkraut in den Kornfeldern vermehrt und seitdem Eingang gefunden als Brotgetreide. Im Laufe der Eisenzeit veränderten sich das Klima und die Landwirtschaft - und in der Wikingerzeit wurde der Roggen zur vorherrschenden Getreidesorte. Er ist viel widerstandsfähiger gegen Winterkälte, Feuchtigkeit und Dürre als andere Getreidesorten, und er lässt sich auf sandigen und weniger fruchtbaren Böden anbauen. Zusätzlich zum heimischen Anbau importierte man auch Roggen.

Hafer (Avena sativa)

Hafer ist zuerst als Unkraut (Flughafer) bekannt, wird in Dänemark dann aber ab der Jüngeren Bronzezeit angebaut. In der Wikingerzeit sinkt der Verbrauch offensichtlich; Hafer wird jedoch noch stets als menschliche Nahrung sowie als Futter für Pferde und Ochsen verwendet.

Zwergweizen (Triticum compactum)

Zwergweizen oder "Brotweizen" ist die einzige Weizensorte früherer Zeiten, die aus der Wikingerzeit bekannt ist. Vielleicht liegt das daran, dass der Weizen ein trockeneres und wärmeres Klima - wie das der Stein- und Bronzezeit - bevorzugt. Das Wort "Weizen" ist übrigens von dem Wort "weiβ" abgeleitet, das sich auf das weiβe Mehl bezieht.

Hirse (Panicum miliaceum)

In der Jüngeren Bronzezeit und der Älteren Eisenzeit war der Anbau von Hirse am weitesten verbreitet. Da Hirse ein warmes Klima benötigt, wurde es in der Wikingerzeit aufgrund des kälter werdenden Klimas schwieriger, ordentliche Erträge zu erzielen. Deshalb wurde ein Groβteil aus südlicher gelegenen Ländern eingeführt. Man hat einzelne Hirsekörner aus dänischem Anbau aus der Wikingerzeit gefunden; Hirse ist aber nie eine wichtige Getreidesorte geworden.

Lein (Linum usitatissimum)

Lein bzw. Flachs wurde in der Älteren Eisenzeit (500 v. Chr.) als Speisepflanze angebaut, wo man die ölhaltigen Samen in Brot und Grütze aβ. Die Samen konnten auch zu Leinöl gepresst und für Ölfarbe verwendet werden.

Als Faserpflanze tauchte der Flachs erstmals auf um 400 n. Chr. auf - vermutlich war er aus Osteuropa eingeführt worden. Die Fasern der Flachsstängel wurden für die Textilherstellung genutzt, und der Faserflachs wurde in der Wikingerzeit eine wichtige Pflanze. Das Wort "usitatissimum" bedeutet "der sehr Nützliche" und bezieht sich auf die vielfäligen Verwendungszwecke des Flachses.

Ackerbohne (Vicia faba)

Die Ackerbohne (auch: Pferde- oder Saubohne) war im Altertum ein wichtiges Nahrungsmittel. Bohnen sind sehr proteinhaltig, und da sie getrocknet und jahrelang aufbewahrt werden können, eigneten sie sich gut zur Nahrungssicherung für eine Wikingerfamilie über den langen, dunklen und unfruchtbaren nordischen Winter. Das Wort "Bohne" bezeichnete ursprünglich die Ackerbohnen-Pflanze; nachdem diese aber mit der Einführung der Gartenbohne (der Grünen Bohne) im 16. Jh. einen Groβteil ihrer Bedeutung verloren hatte, erhielt sie den etwas abschätzigen Name "Pferdebohne".

Erbsen (Pisum arvense)

Erbsen sind sehr proteinhaltig und stellten eine gute Ergänzung zu einer fleischarmen Kost dar. Die grünen, frischen Erbsen, wie wir sie kennen, kamen erstmals im Laufe des 17. Jahrhunderts nach Dänemark; bei den in der Wikingerzeit angebauten kann es sich jedoch um graue Erbsen gehandelt haben. Die Erbsen wurden vollreif geerntet und anschlieβend getrocknet. Aus Schweden kennt man Brot aus Erbsmehl aus der Eisenzeit, und das Gericht "Gelbe Erbsen" - eine mit Thymian gewürzte Suppe aus Schweinefleisch und getrockneten Erbsen - wurde sicherlich auch von den Wikingern gegessen.

Der Kohlgarten

Kálgardr (Kohlgarten) ist die altnordische Bezeichnung für einen eingezäunten Küchengarten, und das Wort wird mancherorts in Jütland noch immer gebraucht. In den alten norwegischen Gesetzen sind für das Betreten fremder Gärten und den Diebstahl von Kohl, Engelwurz oder Zwiebeln Strafen festgesetzt. Entwendet jemand so viel, dass es in Geld geschätzt werden kann, ist er als Dieb zu betrachten und darf an Ort und Stelle bestraft werden.

Gemüsekohl (Brassica) ist eine gemeinsame Bezeichnung für die Kohlsorten, die vom Wildkohl abstammen. Feldkohl, Schwarzer Senf und Mairübe gehören zu den Brassicaarten, die in der Wikingerzeit angebaut wurden. Die Kohlsorten des Altertums unterscheiden sich von den heute gewöhnlichen Kopfkohlen; ein Blattkohl wie der Grünkohl kommt ihnen wohl am nächsten. Spuren von Gemüsekohl wurden u. a. in der Wikingerburg Fyrkat gefunden.

Zwiebeln (Allium) und Zwiebelgärten werden u. a. in der Laxdoela Saga erwähnt. Wir wissen nicht, welchen Zwiebeltyp die Wikinger anbauten; es kann sich aber gut sowohl um Küchenzwiebeln als auch um Schalotten gehandelt haben. Darüber hinaus konnten wilde Zwiebeln gesammelt werden. Auch Knoblauch war im Altertum im Norden bekannt; er ist jedoch wahrscheinlich importiert gewesen. Engelwurz bzw.

Angelika (Archangelica officinalis) wurde bereits zur Zeit des norwegischen Wikingerkönigs Olav Trygvasson um das Jahr 1000 auf den Märkten verkauft. Die Pflanze wächst am besten an einem feuchten Standort, und auβer dem Anbau in eingezäunten Angelikagärten ist auch wild wachsende Engelwurz gesammelt worden. Sowohl Wurzeln als auch Blätter haben einen hohen Vitamin-C-Gehalt, und sie stellten eine wichtige Nahrungsergänzung dar. Die Blätter wurden als Gemüse verwendet und die Wurzeln als Gewürz oder Arznei.

Weiteres über den Kräutergarten der Wikinger.